Transaktionsanalyse für's Ohr

Podcast

5. Oktober 2017

Spielst du gerne? Wie du mit einer Formel deine Lieblingsspiele analysieren kannst

Episode 042

Wir unterhalten uns über psychologische Spiele und richten den Fokus auf die Spielformel und darauf, wie es dir gelingt, aus Spielen auszusteigen.


Shownotes

Spielformel

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Unser Gespräch

Christin: Hallo zusammen.

Jürg: Hallo… Wie verraten ein Geheimnis.

Christin: (lacht)

Jürg: Wir haben den ganzen Anfang schonmal gemacht, von dieser Episode und dann festgestellt, dass die Aufnahme nicht funktioniert hat. Bei der ersten Version hat Christin mit «Guten Morgen» begrüsst und mittlerweile ist nicht mehr so klar, ob bei uns Morgen ist, aber egal. Schön bist du dabei und hörst uns zu.

Psychologische Spiele

Christin: Genau. Prima. Und zwar geht es heute um das Thema Spiele. Also spielst du auch und bist du auch mit dabei beim Spielen?

Jürg: Mhm.

Christin: Wir haben angedockt an Steffen, letztes Mal, mit dem Dramadreieck. Und das Thema ist tatsächlich: wie strukturieren wir unsere Zeit? Also so als Grundbedürfnis steht das ganz oben drüber. Und dann hat Eric Berne ja verschiedene Zeitstruktur Möglichkeiten aufgeführt und eine davon, sind die psychologischen Spiele.

Jürg: Und da finde ich, ist der Begriff Spiele manchmal noch schwierig. Einerseits schön, dass Berne solche Begriffe aus dem Alltag genommen hat, wo eben auch psychologische Laien sich etwas darunter vorstellen können. Auf der anderen Seite, wenn wir ja daran arbeiten unser freies Kind-ich zu aktivieren, da spielen wir ja auch gerne sonstige Spiele. Also nicht jetzt die psychologischen. Wir hatten neulich hier in der Region, da haben wir ein TA-Netzwerk, da habe ich einen Spielnachmittag organisiert. Das war dann noch schwierig, das zu formulieren, dass allen klar ist, um welche Spiele es denn jetzt geht.

Christin: (lacht) Um welche Spiele geht es jetzt eigentlich?

Jürg: (lacht) Lade ich jetzt offiziell per Mail zu einem psychologischen Spiel ein?

Christin: Ja, das ist aber auch ein gutes Stichwort, wirklich für Berne. Die Idee kam eben auch dabei: Spiele folgen Regeln und sie haben vorhersagbare oder nachvollziehbare Züge. Zum Beispiel beim Schach. Das ist, denke ich, ein gutes Bild auch für diese Idee von Spielen.

Jürg: Und vor allem von der Spielformel, die wir heute jetzt ja dann anschauen werden, weil da geht’s genau darum, um den Ablauf.

Christin: Ja.

Jürg: Wie laufen eben diese Spiele ab?

Das „Ja, aber…“ Spiel

Christin: Und dieses Wiederkehrende, Vorhersagbare. Spätestens wenn du merkst, liebe Hörerin, lieber Hörer, dass du so Sätze sagst wie: «Ach, ich wollte doch nur…» oder: «Es war ja klar, dass es so endet…» oder: «Das gibt’s doch nicht, ist mir schon wieder passiert…», dann lohnt es sich in diese Formel reinzugucken. Also gerade, wenn ich … ich finde es ein interessantes Spiel oder sehr gut auch nachvollziehbar für den beruflichen Kontext: ein Spiel, wenn ich dich, Jürg, jetzt so fragen würde: «Mensch, ich habe eine Idee zu einem Projekt. Ich komme aber irgendwie nicht weiter. Hast du mir da ein paar Tipps?»

Jürg: Da hast du genau meinen wunden Punkt erwischt. (Lachen) Mein Spiel, bei dem ich wahrscheinlich am meisten gefährdet bin, dass ich jetzt nämlich Vorschläge mache: «Versuch doch mal mit dem Kollegen XY darüber zu sprechen, der hat da mehr Erfahrung.»

Christin: «Ja, das habe ich schon gemacht, aber das funktioniert irgendwie nicht, der ist da nicht geeignet.»

Jürg: «Okay. Vielleicht kannst du mal googlen, ob es da irgendwie Lösungsvorschläge schon gibt.»

Christin: «Ja, das habe ich auch gemacht und … ach, ich finde das alles so oberflächlich da. Ne ne!»

Jürg: «Dann sprich doch mal mit deinem Chef, der kann dich sicher da entlasten oder vielleicht das Projekt jemand anderem übergeben.»

Christin: «Ooohh ou ou! Ich glaube das ist gar keine gute Idee. Also habe ich mir auch schonmal überlegt, aber… ne! Da bin ich davon weggekommen. Ne ne!» Also das kann Stundenlang so weiter gehen.

Jürg: Ja.

Christin: Aber du merkst einfach selber wie dich diese Spiele auch Kraft kosten und nicht zu dem führen, was du eigentlich willst. Und da wird es interessant, denn da kommt nämlich diese Idee von: Was will ich denn eigentlich?

Jürg: Ja.

Christin: Das ist ein zentrales Thema auch bei dem Thema Spiele.

Jürg: Mhm.

Christin: Also vielleicht nochmal so zusammengefasst, es ist eine Theorie, ein Modell dahinter, mit dem du analysieren kannst, auf welche Weise Kommunikation und vor allem eindeutige Kommunikation verhindert wird. Wie auch Konflikte aufrechterhalten werden. Also wenn ich das weiss von dir, Jürg, dann gehe ich immer wieder zu dir hin. Vielleicht auch.

Jürg: Mhm.

Christin: Dann sind es immer wieder Konflikte zwischen uns, dass ich vielleicht auch dann irgendwann mal sagen kann: Also der Jürg als Kollege, da brauchst man nicht hinzugehen um Tipps zu bekommen.

Jürg: Ja.

Christin: Also da erhalten wir dann sehr schön so ein Muster zwischen uns aufrecht und das boykottiert einfach wirklich eine Lösung.

Scheinintimität

Jürg: Auf der anderen Seite, was aber stattfindet: wir sind in einem einigermassen intensiven Kontakt.

Christin: Ja.

Jürg: Also es werden sehr viele Strokes ausgetauscht. Wir sind im Kontakt miteinander. Die Spiele werden ja manchmal auch Scheinintimität genannt.

Christin: Mhm.

Jürg: Weil schon … – du hast das angesprochen: die Gestaltung der Zeit – die Spiele kommen ja kurz vor der Intimität, was eben die Intensität der Strokes betrifft.

Christin: Mhm.

Jürg: Also es ist schon ein sehr intensiver Kontakt. Eben einfach letztlich energieraubend und konfliktträchtig.

Spiele laufen immer wieder ähnlich ab

Christin: Ja. Und, wie gesagt, auch nochmal so ganz kurz die Merkmale von Spielen sind: es wiederholt. Man kann wirklich so diesen wiederholten charakteristischen Ablauf verfolgen. Du kannst auch vielleicht als Betrachter, der in der Situation ist selber oder als von aussen Betrachter auch irgendwie sagen: «Ou, ich weiss wo das endet.»

Jürg: Mhm.

Verdecktes Motiv

Christin: Und dann gibt es eben diese verdeckte Botschaft. Also eine Erwartung kann man vielleicht auch sagen. An den anderen eigentlich. Oder eine Idee, wie ich möchte, dass mit mir umgegangen wird oder was erfüllt wird.

Jürg: Was könnte jetzt im Beispiel vom «Ja, aber», das wir vorher kurz angespielt haben, was könnte da die verdeckte Erwartung von dir sein? Wenn du so zu mir kommst mit «Projekt komme ich nicht weiter»?

Christin: Ja, es ist schon so die Absicherung: ich habe alles getan was ich konnte, vielleicht.

Jürg: Mhm.

Christin: Das könnte eine eher positive Absicht sein. Es könnte aber auch so eine ganz sehr weit zurückliegende Idee sein, von grundsätzlich «andere können mir nicht helfen».

Jürg: Mhm.

Christin: Ja, könnte das auch sein. Oder auch wirklich nur im Sinne von so: ich möchte eigentlich plauschen mit dir. Und weil ich weiss, dass du eher so ein Typ bist, der vielleicht auf sachliche Dinge anspringt, dann weiss ich auch: zu Jürg gehe ich mit einem sachlich-fachlichem Thema. Und dann habe ich ein schönes Pläuschchen mit dir gehabt, aber wir gehen leider verärgert dann wahrscheinlich beide auseinander.

Jürg: Ja, und was ich mir auch noch vorstellen könnte, dass gerade beim Ja-aber-Spiel oft dahinter ist, dass jemand einfach mal seinen Frust rauslassen will.

Christin: Mhm. Ja.

Jürg: Also du willst gar keine Lösungen, sondern du möchtest einfach mal mit jemandem darüber sprechen. Das ist dir aber im Moment nicht bewusst.

Christin: Genau. Also so dieser Frust darüber, was ich alles so versucht habe und anstatt es dir zu erzählen, genau, gehe ich so in dieses «Was ich schon gemacht habe, ja aber».

Jürg: Ja.

Die Spielformel (Formula G)

Formula G (Spielformel)

Köder + wunder Punkt = Reaktionen

Christin: Ja, jetzt gucken wir uns mal die Spielformel an, die ist natürlich interessant und, wie gesagt, auch sehr plastisch. Es gibt da, du hast es gerade schon gesagt, es gibt da einen Köder und es gibt einen wunden Punkt.

Jürg: Mhm.

Christin: Also es müssen zwei zusammenkommen, wo – vielleicht auch anders formuliert – Haken und Öse ineinandergreifen.

Jürg: Ja.

Christin: Und daraus entstehen dann Transaktionen.

Also ein hin und her. Und es kann eine ganze Weile gehen. Das kann zwischen ein paar Sekunden, Minuten, bis hin zu Stunden, Tagen gehen.

Jürg: Oder Jahre – je nach Spiel.

Christin: Genau.

Jürg: Nochmal zu «Köder und wunder Punkt». Ich finde es manchmal nicht ganz klar, wo es begonnen hat?

Christin: Mhm.

Jürg: Und finde das auch nicht so schlimm. Weil es soll ja eben nicht darum gehen, Schuld zuzuweisen, zu sagen: «Du hast mir jetzt den Köder hingelegt, du bist Schuld.» Sondern es treffen zwei Personen aufeinander, die sich spielemässig gut ergänzen.

Christin: Ja.

Jürg: Also die eben ineinanderpassen, wie Haken und Öse.

Christin: Und wirklich eher auch im systemischen Sinne gesehen, genau. Also es gibt kein ‘Du bist Schuld’, sondern dieses ‘Es muss zusammenpassen’. Es ist ein sowohl, als auch und dieses gemeinsame Einhaken in eine Situation. Und damit nachher auch diese systemische Sicht: wer hat denn was dazu beigetragen? Und nicht nur der eine hat was beigetragen, sondern es sind immer mindestens zwei Beteiligte.

Jürg: Und dann hast du gesagt eben diese Transaktionen, das sind ja dann die verdeckten, hm?

Christin: Genau. Also da läuft zwar … man könnte vielleicht von aussen sagen: «Mensch, die unterhalten sich …» – wenn du das Thema Ich-Zustände mal hernimmst – «… die unterhalten sich von ER zu ER.» Und gleichzeitig hast du vielleicht von aussen als Betrachter oder auch als derjenige, der im Spiel ist, diese Intuition und dieses Gefühl von: hm, irgendwie ist doch da was. Oder irgendwas anderes ist doch da.

Jürg: Ja. Und hier passt dann ja auch gut wieder das Dramadreieck, das wir letztes Mal mit Steffen besprochen haben. Dieses hin und her, das ist dann eben beispielsweise zwischen Retter und Opfer. Jetzt hier in unserem Beispiel, mit dem «Ja, aber». Du übernimmst die Opferrolle und ich komme als Retter.

Christin: Mhm.

Jürg: Und das Wesen hier ist ja, dass immer ein Aspekt auch ausgeblendet, discountet wird.

Christin: Ja.

Jürg: Deshalb eben auch verdeckt, du bist ja nicht wirklich ein Opfer.

Christin: Genau. Also das ist auch nochmal eine schöne Verknüpfung. Ich habe jetzt gerade schon angefangen. Also Verknüpfung zu Ich-Zuständen, zu Transaktionen. Also Spiele bieten wirklich so ein Knotenpunkt auch in den Modellen der TA. Das ist einfach sehr spannend. Ja.

Wechsel und Moment der Verwirrung

Jürg: Mhm. Jetzt hast du gesagt das kann Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Jahre dauern. Was geschieht dann? Also irgendwann geht es weiter, hm?

Christin: Ja, genau. Und dann wird es spannend, dann geht es weiter, Dann findet dieser Wechsel statt. Dann sage ich nämlich irgendwie auf einmal zu dir, wenn unser Beispiel bleibt: «Ach Mensch, Jürg, ich wusste doch, du kannst mir nicht helfen.»

Jürg: Mhm.

Christin: Zack! Und ich drehe mich vielleicht auch sogar noch um. Im körperlichen Sinne findet dieser Wechsel statt, von der Zuwendung und der Ausrichtung zu dir und Reden mit dir hin, drehe ich mich auf dem Absatz um und mache kehrt. Also da wird es dann interessant, da findet ein Wechsel oder auch sehr schnell kombiniert mit diesem Moment der Verwirrung statt, dass beide dann auf einmal sagen: «Was war'n das jetzt?» Auch Aussenstehende sagen: «Was war denn das?»

Jürg: Ja. Und schon so eine leise Andeutung deutlich wird – oh, es ging nicht wirklich um das Thema – in unserem Fall ‘Tipps geben’.

Christin: Ja.

Jürg: Können beide Spieler diesen Wechsel vollziehen? Also könnte jetzt auch ich wechseln?

Christin: Mhm, ja, du könntest ja auch, deine Idee ist ja den Leuten zu helfen und wenn du dann vielleicht auf den zweiten, dritten getroffen bist, der ein Ja-aber-Spiel mit dir spielt, dann könnte es ja sein, dass du sagst: «Nie will jemand meine Tipps von mir annehmen.» Na? Und könntest auch mit Ärger reagieren oder mit Trauer. Oder bin ich verblüfft, na, weil ich sag: «Ups, mein eigentliches Spiel hier geht gar nicht weiter.»

Jürg: Ja, das also jetzt im Dramadreieck ausgedrückt, würde ich von der Retter-Rolle in die Verfolger-Rolle wechseln und sagen: «Du willst ja überhaupt nicht. Scher dich irgendwo anders hin.»

Christin: Ja, genau. Also das kann von beiden passieren und eben mit dieser Idee kommt so zum Tragen, was ich eigentlich wollte. Na, und das habe ich nicht erfüllt bekommen und dann findet dieser Wechsel statt.

Jürg: Ja. Gefolgt dann eben von diesem Moment der Verwirrung.

Christin: Ja, genau, sehr eng darauf, na sozusagen. Denn dann stehen beide auf einmal da oder der eine zumindest steht da und sagt: «Huch, was war das denn?»

Jürg: Wahrscheinlich je länger das Spiel eben oder dieses hin und her, diese Reaktionen gedauert haben, umso grösser ist die Verwirrung.

Christin: Ja, genau, denn nehmen wir mal dieses Beispiel von uns jetzt mit dir auch, du machst es mit vielen Leuten, dass du sagst: «Immer wieder helf ich Leuten und immer wieder na passiert dasselbe.» Ich reagier aber nicht, aber beim fünfzigsten reagierst du! Und dann reagierst du mit eben einem viel stärkeren Gefühl und da sind wir bei den Rabattmarken, die auch einen schönen Link hierzu bilden. Und dann sind die Anderen perplex. Die sagen: «Ja, eh? Ich wollte doch eigentlich nur ganz kurz einen Tipp.» Ja?

Jürg: Ja.

Auszahlung oder Spielgewinn

Christin: Und auch hier also kommt recht schnell – ich denk diese Abfolge ist dann recht schnell -Wechsel, Moment der Verwirrung und eben diese Auszahlung, die dann wiederum meinen Skriptglaubenssatz bestätigt. Zum Beispiel, da waren wir gerade: «Andere können mir nicht helfen.» Oder auch ein Gefühl oder und ein Gefühl bestätigt von zum Beispiel Hilflosigkeit oder Wut.

Jürg: So diese vertrauten Gefühle, Maschengefühle oder Ersatzgefühle oder Lieblingsgefühle oder wie auch immer man sie nennt. Aber so das, was vertraut ist, ist, das ist dann Auszahlung oder Spielgewinn. Da find ich manchmal auch die, Bezeichnung verwirrend. Ich habe dann schon Leute erlebt, die, wenn ich das erkläre: «Ja, aber die Auszahlung? Krieg ich da noch was?» Oder: «Gewinn klingt ja positiv.» Da braucht es wieder das Denken, wieder die Idee vom Vergleich mit einem Spiel. Wo du am Schluss etwas davon hast. Und im psychologischen Spiel ist es eben in der Regel destruktiv. Dass es Skriptbestätigung sind, das Erleben von solchen Ersatzgefühlen, Maschengefühlen, was auch immer ich da noch rausnehme. Grundposition bestätigen. ‘Ich bin nicht ok, du bist ok’, «Ich hab’s doch immer gewusst, etc. etc.

Christin: Und du hast hier dieses Bild, dieses Beutels drinnen. Ich finde es ganz gut, denn es ist schon so eine Art: ich sammle Erlebnisse, die meinen Sack oder mein Beutel vermehren und meine Sicht auf die Dinge bestätigen. «Ich wusste es ja.» Oder: «Es ist ja klar, dass ich so bin. Ich wusste es, dass andere so sind, und dass die Welt so ist, wie ich sie sehe.» Ja, also auch das wächst sozusagen. Insofern ist es eine Auszahlung, im Sinne des ‘Es wächst ein Bestand darüber, dass «ich weiss», wie ich bin und wie die anderen sind und wie die Welt zu sehen ist.

Jürg: Genau. Du hast jetzt diesen Beutel oder das Bild angesprochen und, lieber Hörer, liebe Hörerin, wenn du unseren Podcast jetzt irgend mit einer App hörst und nicht weisst, von was für einem Bild wir sprechen: du kannst auf transaktionsanalyse.online/042 für unsere 42. Episode, das aufrufen im Internet. Und dann setzen wir da das Bild rein, wo wir die Spielformel auch noch mal optisch, grafisch darstellen.

Aus Spielen aus- oder nicht einsteigen

Christin: Mh, genau. Und ich finde eine ganz kleine Übung, die jeder so für sich mal so durchgehen kann, ist wirklich dieses: «Was passiert mir immer wieder mit bestimmten Personen?» Und dann so die Frage: «Wie fängt es an?» Manchmal kann man das – das hast du vorhin auch gesagt – eh nicht so genau beantworten, aber dann lass es vielleicht so in Gedanken einfach mal stehen und füll’s vielleicht später aus. Und dann schreib mal auf: «Was passiert dann?», «Was passiert dann?» und «Was passiert dann?» Also dieses weiter reingehen und immer wieder auch zu überprüfen: gab's eigentlich eine Idee wie ich es gerne anders gehabt hätte und wie endete es dann.

Jürg: Ja.

Christin: Wie endet es und guck da auch nach sowohl: wie endete es von dem Wortwörtlichen? Wie endete es aber auch mit den Gefühlen? Wie endete es aber auch mit dem Glaubenssätzen oder dem Inneren Dialog? Da nochmal so nachzugucken.

Jürg: Und diese Fragen, die werden wir auch in die Shownotes reinstellen, dass du die auf unserer Internetseite nochmals nachlesen kannst, wenn es vielleicht ein bisschen schnell gegangen ist. Und ich denke, es ist eine gute Möglichkeit, diese Reflexion, um sich auch vorzubereiten, beziehungsweise so herauszufinden: wo sind denn meine wunden Punkte? Wo werde ich geködert oder wo ködere ich auch andere? Um dann eben nur schon … ich glaube also bei mir und auch bei anderen Leuten, die ich kenne … nur schon durch’s Bewusstsein, dass solche Spiele laufen, gehe ich weniger darauf ein. Ich glaube es gelingt mir, mich aus dem einen oder anderen Spiel rauszuhalten, weil ich mir der Thematik bewusst bin. Und da finde ich die Spielformel eben auch wunderbar, weil sie doch wieder so klar ist und so gut nachvollziehbar.

Christin: Ja. Ja, und es ist dann eben – du hast eben grad angesprochen – du kannst ja beides damit machen, du kannst sozusagen rückblickend immer wieder gucken: was mach ich da? Und um sozusagen vorausblickend zu sagen: was möcht ich den ändern? Also mit wem möchte ich was ändern? So rum, gibt's vielleicht Leute mit denen es auch sinniger ist einen klareren Vertrag zu machen, vorab. Zum Beispiel, wenn ich sag: «Oh Besprechungen laufen bei uns immer ähnlich.» Gibt's nicht eine Möglichkeit, vorher zu sagen, wie hätte ich's den gerne? Und zu sagen, können wir's denn so machen? Oder und auch das Thema Erwartungsklärung haben wir jetzt schon angesprochen. Also auch bei sich selbst zu sehen, was brauch ich denn und wenn ich von dir einfach möchte, dass du mal anhörst was ich jetzt alles schon getan habe und mich bemitleidest, probier mal, ob das auch geht. Ja, also, dass du zu jemand hingehst und sagst: «Du, ich will jetzt keine Tipps von dir, aber kannst du mich mal ne Runde bemitleiden?» Das ist eine offene, transparente Kommunikation.

Jürg: Ja. Ja, das ist ein Vertrag und ich glaube Verträge sind wahrscheinlich eines der stärksten Mittel um prophylaktisch Spiele zu vermeiden oder eben möglichst zu vermeiden. Oder auch dann, wenn eben ein Köder schon kommt, mal eine Frage. Also wenn du kommst wieder mit deinem Projekt und überfordert und kommst nicht weiter, anstelle von Vorschlägen bringen kann ich ja mal die Frage stellen: «Was erwartest du nun von mir?»

Christin: Genau. Ja.

Jürg: Und damit nehmen wir das Gespräch – oder es ist mindestens die Einladung, das Erwachsenen-Ich zu aktivieren. Und darum geht's ja letztlich. Weil das eben irgendwo bei den Spielen nicht aktiv beteiligt ist. Und dann ist die Chance gross, dass wir nicht Spiele spielen, sondern, dass du dann einfach sagst: «Ach, ich brauch einfach mal jemanden, der mir zuhört, ich muss diesen Frust loslassen.»

Christin: Und das kann ich ja sogar auch während dem Spiel noch machen, na. Dass ich sag: «Mensch, ich merk grad, ich geb dir lauter Tipps und du sagst ja, aber wie könnten wir denn weitermachen? Also so ist es für mich – merk ich grad – nicht gut. Was könnten wir denn machen oder was bräuchtest du denn, oder was brauch ich auch?» Also da, nochmal so reinsteigen und verhandeln auch.

Jürg: Ich glaube mittlerweile bin ich soweit, dass ich sage, der Ausstieg ist gar nicht so schwierig. Der schwierige Punkt ist zu realisieren, dass du in einem Spiel bist. Und sobald du das merkst, dann bist du ja schon im Erwachsenen-Ich und dann ist es klar, du benennst es eben wie du es eben gerade gesagt hast. Sagst: «Irgendetwas läuft hier nicht rund. Können wir mal schauen, worum es eigentlich geht?» Und dann bist du draussen aus dem Spiel.

Christin: Mh. Genau, ja. Und ich finde auch dieses Wort, aus der Kommunikationspsychologie ‘auf die Metaebene gehen’ oder eben systemisch gesehen, auch eine andere Flughöhe einnehmen, sozusagen, die find ich einfach auch gut. Und das tust du ja, indem du dann sagst. «Was passiert denn hier eigentlich? Das fühlt sich nicht gut an für mich.» Oder: «Ich merkw, wir kommen hier nicht weiter, was ist denn hier grade los?»

Jürg: Mhm.

Christin: Ja. Mhm.

Jürg: Gut, wir kommen zeitlich so langsam zum Schluss, ich habe grad noch die Idee gehabt. Mir ist ein Beispiel eingefallen aus meiner Situation, dass ich dann gern noch erzählen möchte. Wie es mir eben gelungen ist aus einem Spiel auszusteigen. Und vielleicht können wir das gleich als Aufruf auch rausgeben, liebe Hörerin, lieber Hörer, wenn du auch ein Beispiel hast, wie es dir gelungen ist aus einem Spiel auszusteigen oder nicht einzusteigen, schreib das doch rein in die Kommentare. Da können wir uns gegenseitig bereichern und vielleicht auch ermutigen.

Christin: Genau.

Ein Beispiel

Jürg: So mein Beispiel ist Folgendes: Ich bin, wenn ich Kurse oder Seminare halte, gerne morgens frühzeitig dort. Ich brauch die Zeit für mich, bin mindestens eine Stunde vor Seminarbeginn da und brauch die Zeit einfach. Und ich hatte mal ein Kurs, einen mehrtägigen, und eine Kursteilnehmerin, die hat herausgefunden, dass ich morgens früh da bin. Und hat die Gunst der Stunde genutzt, hat gesagt: da ist der Kursleiter für mich alleine verfügbar. Und die war dann auch früh da. Und kam mit ihren Fragen und ihren Sorgen und ihren Bedenken. Ich hab beim ersten Mal noch zugehört und ja, mir die Zeit genommen und hab dann gemerkt: ups, mir fehlt jetzt etwas. Ich war zu früh aktiv, ich brauch die Zeit für mich am Anfang. Früher hätte ich wahrscheinlich das jeden Morgen wieder durchlebt. Mir ist es damals aber gelungen, am zweiten Tag, als sie dann wieder auf der Matte stand, zu sagen: «Hör mal, ich find's schön, dass du dich so interessierst und dich mit dir auseinandersetzt und für mich ist diese Zeit am Morgen sehr wichtig, ich brauch die für mich, ich nehme mir gerne am Nachmittag Zeit wo wir deine Themen besprechen können.» Für sie war das kein Problem. Sie hat gesagt: «Ach ja, machen wir das so.» Und da kam sie nicht mehr. Und das war für mich wirklich schön, es hat zuerst etwas Überwindung gekostet, sie auch darauf anzusprechen und es war dann so schön zu merken: ach ja, es ist ja gar kein Problem, auch für sie. Sie kam dann halt am Nachmittag und da war auch der Rahmen dann dafür da.

Christin: Ja. Und ein guter Tipp find ich auch und eine Erlaubnis zu sagen. Sprich drüber. Sprich drüber im Sinne der Plus-Plus-Haltung: was brauchst du und wie geht's dir? Oder was hättest du gern anders und probier’s, genau. Du mutest dich damit dem anderen nicht zu oder du verlangst nichts Unmögliches. Diskutiers mit dem andern.

Jürg: Und ich glaub es ist mir nur gelungen, weil ich eben die Kenntnis von diesen Spielen habe, weiss, dass ich gefährdet bin, die Retter-Rolle zu übernehmen – wenn wir das Dramadreieck wieder hinzuziehen. Und das ist mir dann eben im Moment bewusstgeworden und deshalb ist es mir gelungen.

Christin: Gut, ja. Prima. Also, wir sind sehr gespannt auf eure Beispiele oder gegebenenfalls auch Fragen, das Thema ist sehr komplex und wir haben es jetzt in der Zeit entsprechend so gefüllt. Es geht auch weiter, wir haben grade auch schon dahingehend gesprochen, es geht weiter, die nächste Serie geht um das Thema Skript. Und da ist eben ein Teil davon ja auch das Thema Spiele. Was sind meine Lieblingsspiele oder wie du gerad gesagt hast, was sind meine Maschengefühle oder Ähnliches.

Jürg: Genau, so der Zusammenhang auch zwischen Skript und Spielen … hängt ja zusammen.

Christin: Genau. Dann gibt es noch Termine. Und zwar ist in Biel vom 24. bis 26. November ein 101-Kurs. Also wer den Einstieg in die Transaktionsanalyse live machen möchte, der kann das in Biel tun und im Januar, 11. / 12. Januar in Karlsruhe.

Jürg: Genau. Und diese Kurse, die sind wirklich dazu gedacht so eine Einführung zu geben in die zentralen Themen der Transaktionsanalyse und wenn du jetzt unsern Podcast hörst, vielleicht schon ein paar Mal gehört hast, und mehr wissen möchtest, auch etwas mehr Zeit mal verwenden, dann ist dieser 101-Einführungskurs eine sehr gute Möglichkeit.

Christin: Mhm. In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.

Jürg: Ja, bis dann. Tschüss!

Christin: Tschüss!


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    • Liebe Beatrice,

      vielen Dank für Deine Frage. Es ist in der Tat so, dass wir Spiele mit uns selbst spielen können. Z.B. Könnte es sein, dass du mit dir haderst oder dich ‚überreden‘ lässt, zu einem Abendevent mit anderen mitzugehen. Der innere Dialog könnte sein: Ja ist schon eine gute Idee eigentlich (aber ich habe ein komisches Gefühl…will eigentlich nicht (unterschwellige Botschaft)) und es ist gut mal wieder unter die Leute zu gehen, rauszukommen!
      Wenn dann der Abend nicht so läuft, wie du es dir erhofft hattest, dann kommt der ‚Swicht‘(Wechsel). Und du könntest vielleicht mit dir so innerlich reden: Na toll, war ja klar, hätte ich wissen sollen. Eigentlich wollte ich ja nicht und schon wieder habe ich mich überreden lassen – blöd wie ich bin. So ein Mist!
      Dann fühlst du dich schlecht und sehr unwohl. (Auszahlung)

      Kannst Du das so nachvollziehen und hast vielleicht ein ähnliches oder anderes Beispiel?

      Grüße Christin

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